Theodor Mommsen: Römische Geschichte

Theodor Mommsen (1817 – 1903) hat eine ganz besondere Beziehung zu Zürich: Wegen seiner Beteiligung am sächsischen Maiaufstand 1849 musste er Leipzig verlassen und kam 1851 für eine neu geschaffene Stelle (Lehrstuhl für Römisches Recht) an die Universität nach Zürich. Er wohnte an der Strehlgasse 29 als «Kostgänger» bei der Buchbinderfamilie Holzhalb.

Mommsen wurde in Zürich nicht glücklich. Er schrieb an einen Freund in Rom: «Hier sind schöne Berge, klares Wasser, gute Seidenindustrie, auch Engländer zum Auslachen; aber die Mädel versteht man nicht mit ihrem Züri-Dütsch und Inschriften sind rar, und gute Freunde noch viel rarer. Basta; man muss ja nicht eben glücklich sein.»  Seine Studenten mochte er nicht, genausowenig wie seine Professoren-Kollegen, und er hielt nur ungern Vorlesungen.

Theodor Mommsen schrieb in Zürich an seinem Hauptwerk "Römische Geschichte", eine Arbeit, die er ab 1854 in Breslau fortführte. Für dieses Werk erhielt er im Jahre 1902 den Nobelpreis für Literatur. Die ersten drei Bände erschienen in den Jahren 1854 bis 1856. Der vierte Band über die Geschichte der römischen Kaiserzeit wurde nie geschrieben. Jedoch erschien 1885 noch ein fünfter Band, der die Entwicklung der römischen Provinzen in der frühen Kaiserzeit beschrieb.

Wer in Zürich die Rechtswissenschaften studiert, der kommt im Fach des römischen Rechts nicht an Mommsen vorbei. Das ist auch gut so, denn keine andere Darstellung liest sich so flüssig und mit so grossem Vergnügen, wie das Werk von Mommsen. Probieren Sie das doch selbst mal aus.


Neugierig? So beginnt die Geschichte im ersten Buch:
 
   "Rings um das mannigfaltig gegliederte Binnenmeer, das tief einschneidend in die Erdfeste den größten Busen des Ozeans bildet und, bald durch Inseln oder vorspringende Landfesten verengt, bald wieder sich in beträchtlicher Breite ausdehnend, die drei Teile der Alten Welt scheidet und verbindet, siedelten in alten Zeiten Völkerstämme sich an, welche, ethnographisch und sprachgeschichtlich betrachtet, verschiedenen Raßen angehörig, historisch ein Ganzes ausmachen."


Theodor Mommsen 1903